Suche

Der Klimawandel befeuert Infektionskrankheiten und Zoonosen

22. Dezember 2023, der SAJO Weihnachts-Post

Der SAJO Blog bietet seit Februar 2020 aktuelle Informationen zu Pandemien, Krankheitserregern, Infektionskrankheiten und weiteren interessanten Themen.

Hinweis: Sie können den Text vergrößern oder verkleinern durch STRG+ oder STRG-

Liebe Leserinnen und liebe Leser,

Im SAJO-Blog teilen wir unsere Gedanken zu den Themen, die uns umtreiben. Als Wissenschaftler*innen sind wir natürlich an den aktuellen Infektionskrankheiten interessiert, aber auch ein weit größeres Thema behandeln wir jetzt regelmäßiger: Die Klimakrise, in der wir uns bereits seit Jahren befinden, und die uns alle noch viele Jahrzehnte beschäftigen wird.

Zunächst aber ein paar Worte zu aktuellen Infektionskrankheiten.

Das Coronavirus zeigt seine Flexibilität, es verändert sich laufend. Eine kürzlich publizierte Arbeit https://www.thelancet.com/journals/ebiom/article/PIIS2352-3964(23)00409-7/fulltext hat gezeigt, dass einzelne Varianten unter dem Selektionsdruck der Impfungen nach und nach weltweit einen Selektionsvorteil erlangt haben. Sie verbreiten sich, während andere Varianten verschwinden. Das zeigt auch die Effektivität der Impfungen: Sie wirken auf das Virus ein. Das bedeutet jedoch, dass in den kommenden Jahren immer wieder angepasste Impfstoffe benötigt werden, um einen größeren Ausbruch zu verhindern. Die Mittel dazu sind da. Was fehlt ist nur der Wille der Politik und der Bevölkerung. Regierungen sollten mehr Anreize liefern, damit sich die Bürgerinnen und Bürger jährlich impfen lassen. Das würde die Bürde schwerer Krankheitsverläufe verringern. Der wirtschaftliche Schaden durch vermehrte Fehlzeiten am Arbeitsplatz ist groß. Dagegen kann etwas getan werden. In Asien funktioniert die Einbindung der Bevölkerung besser. In der kalten Jahreszeit sind dort FFP2-Masken ein ständiger Begleiter. Zwei sehr kleine Eingriffe – Impfung und Maske – würden uns in Europa auch sehr viel helfen. Doch hier ist die weltweite Katastrophe mit der Corona-Pandemie sehr schnell in Vergessenheit geraten. Denn diejenigen, die es am schwersten getroffen hatte, sind tot, sie haben keine Stimme mehr.

Auch bei einem anderen weitverbreiteten Virus wurde der Effekt einer Impfung auf die Prävalenz verschiedener Virus-Subtypen erst kürzlich gezeigt: Dem Humanen Papillomvirus (HPV). https://www.cell.com/cell-host-microbe/fulltext/S1931-3128(23)00399-2

HPV ist ein Auslöser von Gebärmutterhalskrebs. Für die Entdeckung dieses Zusammenhangs erhielt Harald zur Hausen im Jahre 2008 den Nobelpreis für Physiologie oder Medizin. Die Impfung schützt hauptsächlich vor zwei Serotypen (HPV 16 und 18), die besonders aggressive Krebsformen zur Folge haben. Dass die Impfung erfolgreich schützt, konnte sehr früh gezeigt werden: Die von HPV verursachten Genitalwarzen, die ein Vorbote der Jahre später auftretenden Krebsentstehung sind, wurden bereits nach wenigen Jahren wesentlich seltener bei Routine-Untersuchungen diagnostiziert.

Nun hat diese Studie gezeigt, dass unter dem Druck der Impfung die Subtypen 16 und 18 verdrängt werden, während andere Subtypen zunehmen. Sie besetzen gleichsam eine Nische, die das Fehlen der Subtypen 16 und 18 bieten. Diese anderen Subtypen verursachen zwar nicht so oft Krebs, doch der Shift zu ihnen birgt das Risiko, dass in Zukunft auch weiterhin krebserregende Subtypen kursieren. Es ist möglich, bei konsequenter, flächendeckender Impfung (nicht nur von Mädchen und jungen Frauen) die Subtypen 16 und 18 auszurotten. Doch für die anderen Subtypen sind Anpassungen der Impfstoffe notwendig.

Die Impfung gibt es seit 2006. Leider wurde sie vor allem in Deutschland nur für Mädchen angeboten, obwohl bekannt ist, dass Jungen das Virus übertragen. Erst seit 2018 (!) wird die Impfung auch für Jungen empfohlen. Hier wurde viel Zeit verschenkt.

Das Thema Impfung wird leider in Deutschland wie im Mittelalter behandelt.

Das waren zwei kleine Beispiele dafür, wie schnell sich Viren verändern und anpassen können. Doch auch vielzellige Organismen (wie z.B. der Mensch) ändern sich mit der Zeit, vor allem unter einem Selektionsdruck. Die SARS-CoV-2 Pandemie hat gezeigt, dass Menschen sehr unterschiedlich auf eine Infektion reagieren. Das Krankheitsspektrum reicht von symptomloser Infektion bis hin zu tödlichen Verläufen. Dazwischen ist alles möglich. Erst in diesem Jahr wurde schließlich eine Genvariante beim Menschen identifiziert, die deren Träger vor COVID-19 schützen kann: Die HLA Variante HLA-B*15:01. https://www.nature.com/articles/s41586-023-06331-x

In einer Welt ohne Kenntnisse der Biologie und Medizin wäre dies in der Tat ein großer Selektionsvorteil für Individuen mit dieser Genvariante. Doch wir haben zum Glück andere Optionen, als auf einen genetischen Selektionsvorteil zu hoffen: Wir können FFP2-Masken tragen und uns impfen lassen. Hier stehen die Chancen besser als beim genetischen Lotteriespiel.

Ein Blick in die Geschichte zeigt, dass die größten Killer der Welt aus dem Reich der Mikroorganismen kommen. Infektionskrankheiten haben weit mehr Menschenleben gekostet als viele andere Desaster. Die globale Erwärmung wird uns weitere Pandemien bescheren. Sowohl die Klimakrise als auch Infektionskrankheiten können nur mit Hilfe der Wissenschaften ernsthaft angegangen werden.

Deshalb verstehen wir nicht, dass die deutsche Schulbildung die Wissenschaften so stiefmütterlich behandelt. Das fängt bei Mathematik an, wo viele Schüler*innen keinerlei Grundkenntnisse aufweisen. Wie sollen diese Menschen in Zukunft mit Daten zu Infektionen oder dem Klimawandel umgehen können, wenn sie nicht einmal die Grundrechenarten beherrschen? Doch das ist erst der Anfang des Problems: Das öffentlich-rechtliche Fernsehen in Deutschland hat einen sogenannten „Bildungsauftrag“. Dieser wird nicht erfüllt. Im Gegenteil, die wenigen Sendungen, die sich mit Wissenschaften auseinandersetzen, werden entweder zeitlich gekürzt oder gleich ganz gestrichen. Wofür? Für eine weitere unsägliche Quiz-Show, einen drögen Krimi, oder eine Sendung, in der die immer gleichen Köpfe die ewig gleichen Labereien austauschen. Mit dieser wissenschaftsfernen Einstellung ist Deutschland nicht allein. Die EU streicht Milliarden ihrer Fördergelder für die Forschung, in den USA wird die biblische Schöpfungsgeschichte als Alternative zur Evolution gelehrt, und in Indien steht Ayurveda im Mittelpunkt des Curriculums.

Und diese werden immer deutlicher. Die National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA) der USA bringen einen jährlichen Bericht zur Lage in der Arktis heraus: https://arctic.noaa.gov/wp-content/uploads/2023/12/ArcticReportCard_full_report2023.pdf

Leider zeigt sich wieder, dass Politik, Gesellschaft und Medien nicht dazu in der Lage sind. Alle sind überrascht, dass die OPEC bei den Verhandlungen der COP28 an Öl festhalten will. Warum ist das überraschend? Öl ist aktuell ihr einziges Produkt! Ein Ausstieg aus fossilen Brennstoffen muss von all den Ländern betrieben werden, die nicht von Ölexport abhängen. Was ist daran so schwer zu verstehen? Jedes Land kann das auch in Eigenregie vollziehen. Niemand zwingt die EU, Öl, Gas oder Kohle zu importieren. Die technischen Voraussetzungen sind da, um Energie mittels Sonne, Wind und Wasser zu gewinnen. Das geht zwar nicht von heute auf morgen, aber ein Blick auf die Zahlen zeigt, dass das möglich ist: https://www.umweltbundesamt.de/themen/klima-energie/erneuerbare-energien/erneuerbare-energien-in-zahlen#uberblick. Beim Stromverbrauch ist der Anteil erneuerbarer Energien in 20 Jahren von unter 10 % auf fast 50 % gestiegen. Das können wir weiter steigern, auch bei Wärme und Verkehr, was fehlt ist der politische Wille.

Es wird erst gehandelt, wenn es zu spät ist. Momentan ist der Hinweis auf sogenannte Kipp-Punkte im Klima sehr populär. Viele glauben, dass, solange ein Kipp-Punkt nicht erreicht ist, alles nicht so schlimm sein kann. Das ist eine grundfalsche Annahme. Ein Kipp-Punkt ist der Punkt, ab dem eine positive Rückkopplung stattfindet: Als einfachstes Beispiel gilt hier die Eisdecke an Nord- und Südpol, sowie den Gletschern im Hochgebirge. Schmelzen sie dauerhaft ab, dann fehlt ihre kühlende Eigenschaft, was dazu führt, dass es noch wärmer wird, und so keinerlei neue Eisflächen gebildet werden. Ein sich selbst verstärkender Mechanismus.

Und wenn ein Kipp-Punkt erreicht ist, wird dies durch die Verstärkung der Klimaerwärmung einen Domino-Effekt mit allen weiteren Kipp-Punkten zur Folge haben. Deshalb muss lange vor Erreichen eines Kipp-Punktes gehandelt werden.

Auch hier versagen Politik, Medien und Gesellschaft.

Und das obwohl immer mehr deutliche Zeichen zu sehen sind. Der Amazonas trocknet aus. Auch dieser Effekt verstärkt sich selbst, denn wenn weniger Wasser zur Verfügung steht, dann kann auch keine Kühlung durch Verdunstung stattfinden. Das hat zur Folge, dass noch mehr Wasser verloren geht. Doch wohin geht das ganze Wasser, das aus dem wasserreichsten Flusssystem der Erde verdunstet? Heiße Luft kann mehr Wasserdampf aufnehmen, das Wasser wird an kälteren Orten abregnen. Und das ist eine unvorstellbare Menge. Wir erwarten gewaltige Überschwemmungen. Wie viele Katastrophen braucht es noch, bis die Menschheit bemerkt, dass es ernst wird? In der Vergangenheit sind viele große Zivilisationen untergegangen, weil sie mit einer Klimaveränderung konfrontiert wurden. Wir empfehlen dazu das Buch „Collapse“ von Jared Diamond.

Sollten Sie ein attraktives und aktuelles Weihnachtsgeschenk benötigen, ist das unser Tipp in diesem Jahr an Weihnachtslektüre.

In diesem Jahr legen wir eine Winterpause ein, um uns mit Themen rund um SAJO zu beschäftigen. Interessen lassen einen niemals los, man denkt die ganze Zeit darüber nach. So ist das auch als Firmengründer*in.

Zum Abschluss bedanken wir uns nochmals bei den Gremien, und den Menschen, die SAJO in diesem Jahr ausgezeichnet haben und damit unsere Arbeit, unsere Innovationen und unser Engagement gesehen und anerkannt haben. Wir danken Ihnen!

Erst vor ein paar Tagen wurde SAJO mit dem „Global Award 2023/2024“ als „F&E Service Anbieter des Jahres“ ausgezeichnet. Die Veröffentlichung steht noch aus. Wir bedanken uns bei Ihnen für diese Auszeichnung.

An den Feiertagen gibt es bei uns traditionelle Gerichte. Am 25.12., dem ersten Weihnachtsfeiertag gibt es eine Gans. Die Zubereitung mit Beilagen haben wir letztes Jahr veröffentlicht: https://www.sajo-innovation.de/blog/de/sajo-wuenscht-frohe-weihnachten/

Mögen all diese unsäglichen Kriege endlich aufhören, denn Vorteile hat niemand davon. In einer modernen Zeit sollte ein Miteinander unter zivilisierten Menschen möglich sein. Wir denken an alle, die darunter leiden. Bleiben Sie zuversichtlich und hoffnungsvoll.

Ihre Sabine Breun und Jörg Baumann

Das Team Dr. Sabine Breun und Dr. Jörg Baumann, beide Naturwissenschaftler, Virologen, Immunologen, Molekularbiologen und Gründer von SAJO. Beide sind spezialisiert auf Infektionskrankheiten. Dr. Baumann arbeitet seit den 90er Jahren auf Zoonosen, wie Pathogene die Artenbarriere überwinden, Dr. Breun arbeitet seit 2000 an der Interaktion von Viren mit dem Immunsystem. SAJO ermöglicht neue antivirale Wirkstoffe zur Vermeidung von Infektionen (Prophylaxe) und zur Therapie – Wirkstoffe einer neuen Generation im Kampf gegen Pandemien. Beide haben während ihrer wissenschaftlichen Laufbahn, ihrer wissenschaftlichen Karrieren, fünf Jahre am National Cancer Institute auf kompetitiven US-Stipendien in einem US-Eliteprogramm geforscht.

SAJO – für eine gesunde und bessere Zukunft!

SAJO berät rund um Infektionskrankheiten. Wir wenden unser Wissen an, das wir aus der Infektionsforschung über mehr als 20 Jahre international erarbeitet haben. Wir tun, was wir können, um diese Pandemie zu bekämpfen.

Blog post No. 261. Unser Blog erfährt eine breite Akzeptanz, was uns sehr erfreut, wir teilen gerne unser Wissen. Bitte empfehlen Sie unseren Blog weiter – ein informatives Werkzeug im Kampf gegen Pandemien und aktuellen Bedrohungen.

(Hinweis: Wir sind keine Mitglieder politischer Parteien oder Religionsgemeinschaften oder von Vereinen. Unabhängigkeit, Souveränität und Freiheit sind für uns ein wichtiges Gut. Wir beraten auf unserem Blog rein wissenschaftlich, ohne eigene Interessen und ohne Interessenskonflikt, also uneigennützig. Wir werden dafür nicht bezahlt.)

SAJOs Hochtechnologie (das Herz von SAJO) ermöglicht uns, antivirale und antibakterielle Wirkstoffe der nächsten Generation zügig zu finden, zu isolieren und zum Medikament zu entwickeln, vorbeugend oder zur Therapie. Das sind SAJOs Alleinstellungsmerkmale und Stärken.

#1 Wir wollen mit neuen Wirkstoffen Infektionskrankheiten behandeln, heilen und wenn möglich vorbeugen. Calls für Investments und Finanzierung sind offen. Bitte kontaktieren Sie uns per email unter info@sajo-innovation.de oder telefonisch unter +49 (0)176 2198 1495. Wir freuen uns auf Sie!

#2 Wenn Sie SAJO Antivirals und Antibacterials haben wollen, oder Aufträge an SAJO geben möchten, Beratung haben möchten, oder in SAJO investieren wollen, dann setzen Sie sich bitte mit uns direkt in Verbindung. Dazu können Sie das Formular auf unserer Homepage verwenden, oder die angegebene Telefonnummer oder email. Wir freuen uns auf Sie!

Das SAJO Geschäftsmodell: https://www.sajo-innovation.de/sajo-Flyer.pdf

Besuchen Sie Sabine Breun auf XING https://www.xing.com/profile/Sabine_Breun und Jörg Baumann auf LinkedIn https://de.linkedin.com/in/j%C3%B6rg-baumann-phd-0710b11a3

AUSZEICHNUNGEN 2023:

Erst vor ein paar Tagen wurde SAJO mit dem „Global Award 2023/2024“ als „F&E Service Anbieter des Jahres“ ausgezeichnet. Die Veröffentlichung steht noch aus. Wir bedanken uns bei Ihnen für diese Auszeichnung, wie auch für den Global Health & Pharma Award 2023 mit der Auszeichnung als „Beste F&E-Spezialist*innen für antivirale und antibakterielle Moleküle 2023„.