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Wissenschaft und politische Entscheidungen – eine komische Mischung

… heute ein paar eher satirische Kommentare zur Abwechslung ….

Folgendes haben Politiker aus wissenschaftlichen Beobachtungen gemacht:

Österreich, Regierung und Fluganordnungen

Distanz hilft bei der Eindämmung einer durch Tröpfcheninfektion verursachten Infektionskrankheit, wie COVID-19. Sowohl die WHO als auch die U.S. National Institutes of Health (NIH) halten einen Mindestabstand von 2 Metern für absolut notwendig, um eine Verbreitung von SARS-CoV-2 zu vermindern.

Die meisten Regierungen weltweit haben diese Regelung übernommen, eine der wenigen Gemeinsamkeiten im Kampf gegen die Pandemie.

Die Regierung in Österreich hat letzte Woche beschlossen, dass das Virus in Österreich nur noch einen Meter (1 m!) weit fliegen darf. Liegt das an der gesunden Höhenluft, an der Reisebeschränkung, oder an der veränderten Aerosolfreisetzung im österreichischen Sprachgebrauch? Österreich hat hervorragende Forschungseinrichtungen: Wo sind Ihre Stimmen dazu?

USA, Washington D.C., the White House, und medizinische Ratschläge

Desinfektionsmittel inaktivieren Viren. Dies ist eine uralte Beobachtung, die auf SARS-CoV-2 angewandt wurde. Coronaviren sind behüllte Viren, das macht sie empfindlich für Detergenzien (Seife!) und alkoholhaltige Desinfektionsmittel. Daraus folgt, dass eine konsequente Händehygiene eine Verbreitung verlangsamen kann.

Der Präsident der Vereinigten Staaten hat daraus eine naheliegende Schlussfolgerung gezogen: SARS-CoV-2 verbreitet sich bei schweren Krankheitsverläufen in der Lunge, daher empfiehlt der POTUS Lungenspülungen mit Desinfektionsmitteln. Wir empfehlen Ihnen, dies NICHT zu versuchen!

Deutschland, Heinsberg, Gangelt Studie und Ministerpräsidenten

Die vielbesprochene Studie in Heinsberg ist auf Basis einer nicht-repräsentativen Auswahl an Personen und Haushalten entstanden. Die Anzahl von 1007 Personen in 405 Haushalten ist viel zu gering, um Schlüsse für das ganze Land zu erlauben. Wenngleich diese Studie durchaus wichtig war, muss ihr Ergebnis auch darauf beschränkt bleiben, dass es sich in Gangelt um einen isolierten Extremfall handelte. Auch muss beachtet werden, dass die Veröffentlichung noch nicht dem peer-review unterzogen wurde. Alle diese Gründe sollten dazu führen, dass man Vorsicht bei der Interpretation walten lässt.

Einige Talkshow-Hosts und Politiker sehen das naturgemäß anders. Die einen wittern Sensationen, die anderen sehen eine Chance, sich bei der Bevölkerung beliebt zu machen. Immerhin befinden wir uns in Zeiten des Wahlkampfes. Aufgrund solcher ungeprüfter, nichtrepräsentativer Daten werden weitreichende Schlussfolgerungen getroffen. Manche Ministerpräsidenten können sich nicht gegenseitig mit Lockerungen der Maßnahmen übertreffen. Auch dies ist ein riskantes gesellschaftliches Experiment, das wir mit Besorgnis verfolgen.

Deutsche Autohäuser und ihre natürliche Resistenz gegen COVID-19

Distanz, die Zweite: Zwei Meter Distanz ermöglichen eine Reduktion der Virusweitergabe. Wenn sich alle Menschen an diese Regel halten, dann wird das Virus mit der Zeit „ausbrennen“, es wird nicht mehr eine ausreichend große Zahl an neuen Wirten (das sind wir!) finden. Menschen halten sich für intelligent. Ein Virus ist eine hirnlose Ansammlung von Nukleinsäuren mit einer Hülle aus Eiweiß und Fett. Jean und Peter Medawar haben es vor vielen Jahren so formuliert: Viren sind nichts als in Eiweiß gehüllte schlechte Nachrichten.

Wenn wir als intelligente Mehrzeller erkennen, dass eine Distanz hilft, warum wird das nicht konsequent angewandt? Zwei Meter sind leicht nachvollziehbar. Es ist eine Distanz, die jeder Mensch abschätzen kann.

Die Bundesregierung und die Landesregierungen haben Folgendes beschlossen: Das Virus ist nur dann gefährlich, wenn es in Einrichtungen mit einer Fläche von mehr als 800 m2 vorkommt. Eine wichtige Ausnahme besteht allerdings in Autohäusern. Autohäuser haben eine eingebaute Resistenz gegen eine Virusweitergabe. Das war auch für uns eine neue Erkenntnis.

Deutschland, Tübingen, und der Bürgermeister

Früh wurde darauf hingewiesen, dass COVID-19 vor allem für Menschen mit chronischen Vorerkrankungen und mit fortgeschrittenem Alter zu schweren Verläufen führt. Dies wurde mit der Zeit relativiert:  Es gibt auch schwere und tödliche Verläufe bei jungen Menschen.

Der Bürgermeister von Tübingen hat daraus seine eigene Sichtweise gebastelt. Seiner Meinung nach werden durch die Intensivmedizin Menschen vor dem Tod gerettet, die ohnehin in ein paar Monaten gestorben wären. Wir möchten hier nicht auf die ethischen Implikationen eingehen, das würde den Rahmen des Blogbeitrags weit sprengen.

Der Bürgermeister hat mit seiner Wortmeldung aber zwei Sichtweisen offengelegt, von denen wir nicht wissen, welche die Schlimmere ist:

Möglicherweise handelt es sich hier schlicht um Demagogie. Der Bürgermeister wird alle acht Jahre gewählt. Dazu benötigt er eine Mehrheit der Wählerstimmen. Tübingen ist eine Stadt, die einen signifikanten Anteil an Studentinnen und Studenten aufweist, der Anteil an älteren Wählern ist geringer als in anderen Städten. Die nächste Wahl findet 2022 statt. Hofft der Bürgermeister auf junge Stimmen, die sich ihre Party nicht vermiesen lassen wollen?

Mag dieser erste Gedanke schwer wiegen, der zweite ist schlimmer. Wir denken, der Bürgermeister von Tübingen hat endlich seinen braunen Faden im grünen Pelz offengelegt. Weg mit den Alten und Kranken.

Das hatten wir doch schon einmal…..

Ein herzliches Dankeschön an Oliver für die großartigen Zeichnungen. ollihoo (https://hoogvliet.de)

Bleiben Sie dabei,

Sabine und Jörg

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