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Eine verstörende Mischung aus Wissenschaft und Politik

… ein Kommentar zum Nachdenken ….

Heute bringen wir Teil II unserer in loser Folge publizierten Reihe „Politik und Wissenschaft“.

Disclaimer: Wir sind nicht und waren nie Mitglieder einer politischen Partei. Wir sind ausschließlich Fakten verbunden. Aber, wir bilden unsere Meinung auch als Bürger.

Der Nordrhein-Westfälische Ministerpräsident hat vor ein paar Tagen in einer Fernsehsendung ein für Politiker ungewöhnlich ehrliches Statement abgegeben: „…und wir hören in einem Maße, wie das vielleicht in Jahrzehnten nicht der Fall war, als Politiker den Wissenschaftlern zu und dann nutzt man das Argument des einen oder des anderen….“

Auf welcher Basis wurde in den letzten Jahrzehnten Politik gemacht? Böse Stimmen reden von Lobby-Politik, noch dramatischer klingt es, wenn Politiker sich nur um ihre Wiederwahl sorgen, oder sich Interessenskonflikte auftun.

Der Mangel an Aufmerksamkeit gegenüber der Stimme der Wissenschaft erklärt unter anderem den ungebremsten Drang, Braunkohle zu verstromen. Das Wort „Braunkohle“ ist ein Euphemismus. In anderen Sprachen wird dieses Material wissenschaftlich (sic!) korrekt „Lignite“ genannt. Sein Brennwert ist lachhaft, die Folgen seiner Gewinnung und Verbrennung kann jeder sehen, der in Braunkohle-Revieren unterwegs ist. Tagebau ist ein Umweltverbrechen, das es uns Deutschen verbietet, über die Brandrodung des Brasilianischen Urwaldes zu richten.

Uns fällt auf, dass in der Formulierung des Ministerpräsidenten eine versteckte Offenbarung enthalten ist „…und dann nutzt man das Argument des einen oder des anderen….“ Das ist das Problem: Fakten werden ignoriert, es wird das Genehme ausgewählt nach dem „pick and choose – Verfahren“.

Der Ministerpräsident hat im Kanzlerwahlkampf während der Pandemie noch weiteres zu bieten: Der Epidemiologe und Bundestagsabgeordnete Karl Lauterbach ist für ihn „halb Politiker und halb Wissenschaftler“, Karl Lauterbach wird damit auf „nichts Halbes und nichts Ganzes“ reduziert und so entwertet. In unseren Augen ist Herr Lauterbach eine der wenigen rationalen Stimmen in der deutschen Politik, er gründet seine Äußerungen auf Basis von Wissenschaft (sic!). Er liest und versteht wissenschaftliche Veröffentlichungen, und noch besser, er kann sie nicht nur einordnen, er kann sie auch vermitteln. Das hebt ihn von den meisten Politikern ab.

Diese Pandemie wird irgendwann zu Ende gehen, auf die eine oder andere Art und Weise. Wir wünschen uns für die kommenden Jahrzehnte mehr Gehör für die Wissenschaft. Warum? Der momentan auch von Laien erkennbare Klimawandel wurde von Wissenschaftlern Ende der 1970er Jahre prognostiziert. Es wurde gewarnt, aber die Politik hört erst jetzt „in einem Maße, wie das vielleicht in Jahrzehnten nicht der Fall war, […] den Wissenschaftlern zu…“.

Passen Sie auf sich auf, gerade jetzt nach den sehr früh erfolgten Lockerungen, denn seit letzter Woche hat die Politik die Verantwortung wieder komplett auf jede/n Einzelnen übertragen. Eigenverantwortung ist Teil unserer Demokratie. Bitte nehmen Sie sie wahr, denn die Pandemie ist noch in vollem Gange.

Wir selbst halten weiterhin an dem Grundsatz fest, Distanz zu wahren, unnötige Trips zu vermeiden, Familie und Freunde nur digital zu treffen, und so dem Virus keine Fahrkarte zu bieten.

Ein herzliches Dankeschön an Oliver für die großartigen Zeichnungen. ollihoo (https://hoogvliet.de)

Bleiben Sie aufmerksam!

Ihre Sabine und Jörg

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